WIR ÜBER UNS G.A.Röders

G.A.Röders wurde 1814 gegründet. Seitdem wird das Unternehmen von seinen Inhabern geführt, inzwischen in der 6. Generation.
Seit 1923 produzieren wir Teile aus Zink, seit 1933 aus Aluminium und seit 1936 aus Kunststoff.

200 Jahre Erfahrung
im Guss

Seit 200 Jahren produziert Röders Gussprodukte. Was einst als kleine Werkstatt für Zinnguss anfing, ist heute ein internationaler Zulieferer mit drei Werken in zwei Ländern.

500 Mitarbeiter

Mit 500 Arbeitskräften produzieren wir Werkzeuge, Gussteile und Fertigprodukte. Über 15 Ingenieure und Ingenieurinnen unterstützen die Arbeit. 10 Mitarbeiter in der Konstruktion sorgen für eine erfolgreiche Produktumsetzung.

2000 Produkte

Über 2.000 Produkte wurden erfolgreich umgesetzt und werden von kleinen bis großen Stückzahlen gefertigt. Jedes Produkt erweitert unseren Erfahrungsschatz und unser Wissen über die Prozesse.

Kontakt     Tel. (+49) 5191  809 0

Wir uber uns

Von der Vergangheit
bis in die Zukunft

die Vergangenheit

1814 gründet Jasper Röders die Firma als Familienbetrieb. Unter seinem Sohn Georg Andreas Röders erhält diese den Namen G.A.Röders. Mit Georg Röders und danach Albrecht und Hermann Röders wurde die Familientradition fortgesetzt. Heute sind Andreas und Gerd Röders die Geschäftsführer, die die Firma von Ihren Vätern Jasper und Eckhart übernahmen. Die Firma Röders Tec wurde 1968 ausgegründet und von Jürgen Röders geführt.

unsere Beschäftigten

Als eigentümergeführtes, mittelständisches Unternehmen betrachten wir die Beschäftigten als die zentrale Grundlage für unseren Erfolg. Deswegen bilden wir junge Menschen aus, ermöglichen Weiterbildung, und unterstützen örtliche Kultureinrichtungen. Über 200 Menschen haben bereits eine Berufsausbildung bei uns absolviert und viele der Menschen konnten durch ihre Arbeit nicht nur zum Erfolg beitragen, sondern auch ein sicheres Einkommen für sich und die Familie erzielen.

die Zukunft

Die industrielle Ausbildung, egal ob mit einer Lehre oder angelernt, zum Beispiel an einer hoch komplexen Maschine gehört zu den Kernaufgaben, um eine Firma wettbewerbsfähig zu erhalten. Menschen, die an der Zukunft mitarbeiten wollen, die stolz auf Ihre Produkte und ihr Wissen sind. Die immer bereit sind mehr zu lernen und Neues zu wagen, werden bei G.A.Röders gesucht.

Meilensteine der Firmengeschichte
  • 1814 Gründung als Handwerksbetrieb
  • 1912 weltweit einziger Fertiger von Faßhähnen
  • 1923 erste Zink Druckgussmaschine
  • 1933 Beginn der Aluminium Druckgussfertigung
  • 1936 Aufnahme der Kunststoff Spritzguss Fertigung
  • 1956 60% Marktanteil bei Kameragehäusen aus Aluminium Druckguss in Deutschland
  • 1963 erster Hersteller von Kunststoff für Nutzfahrzeugbremsen
  • 1969 Kameragehäuse und Kunststoffteilchen im Apollo 11 Programm
  • 1975 erster Druckgießer mit Zulassung für den zivilen Flugzeugbau
  • 1996 Einführung CAD/CAM CNC Fertigung im Werkzeugbau
  • 1997 Gründung von Mesit & Röders
  • 2001 Zertifizierung nach TS 16949
  • 2017 Gründung Standort Weiher
  • 2017 Erweiterung Standort Mesit & Röders in Tschechien
  • 2018 Zertifizierung Energiemanagement ISO 50001
  • 2018 Zertifizierung DIN/ISO 9100 (ziviler Flugzeugbau) 
Meilensteine im Umfeld
  • 1827 Friedrich Wöhler stellt erstmals Aluminium im Labor her. Es ist teurer als Gold
  • 1892 Druckguss erstmals außerhalb der Setzmaschinen angewandt
  • 1914 erster Aluminium-Druckguss
  • 1921 Arthur Eichengrün mit erster modernen Spritzgießmaschine zur Kunststoffverarbeitung
  • 1928 erste Hydraulische Druckgussmaschine in Prag vorgestellt (Pollack)
  • 1940 Nylonstrümpfe in den U.S.A.
  • 1962 Du Pont mit erstem Polyacetalharz
  • 1991 Bühler mit echtzeitgeregelter Druckgussmaschine
  • 1994 Audi Spaceframe – Beginn der Aluminium Strukturbauteile
  • 2006 Tesla Roadster als erstes e-Serienauto vorgestellt
  • 2011 Google Patent zum autonomen Fahren
  • 2019 Volkswagen ID3 vorgestellt

 

politische Meilensteine
  • um 1810 politische Verwerfungen führen dazu, dass Soltau Grenzstadt wird
  • 1815 Niederlage Napoleon bei Waterloo
  • 1871 Gründung Deutsches Reich
  • um 1880 Ausbau der B3 von Hannover nach Hamburg zur gepflasterten Chaussee
  • ab 1885 Ausbau der Eisenbahn nach Soltau
  • 1896 Gründung der Gas-Anstalt Soltau
  • 1914-1918 Erster Weltkrieg
  • 1921 Elektrischer Strom in Soltau
  • 1929 Weltwirtschaftskrise
  • 1933-1945 Nationalsozialismus in Deutschland
  • 1939-1945 Zweiter Weltkrieg
  • nach 1945 vergrößert Soltau sich von ca. 6.000 auf fast 20.000 Bewohner durch die Flüchtlinge 
  • ab 1958 Bau der Autobahn A7 nach Hamburg und Hannover
  • 1973 Ölkrise
  • 1989 Fall der Mauer und anschließende Wiedervereinigung. Ein neues freies Europa entsteht
  • 2020 Wirtschaftskrise durch Corona-Pandemie

Über uns

Von 1814 bis heute

G.A.Röders wurde 1814 gegründet. Seitdem wird das Unternehmen von seinen Inhabern geführt, inzwischen in der 6. Generation. Seit 1923 produzieren wir Teile aus Zink, seit 1933 aus Aluminium und seit 1936 aus Kunststoff.

Heute liefern wir anspruchsvolle Teile für eine anspruchsvolle Kundschaft. Diese Fähigkeit erarbeiten wir uns täglich neu durch kontinuierliche Verbesserung unserer Abläufe. Das Know-how entwickeln wir durch vielfältige Anwendungsforschung in Zusammenarbeit mit Universitäten und Instituten. Zum Nutzen unserer Kundschaft.

Unser eigener Werkzeugbau gibt uns Flexibilität. Und sichert unsere Kompetenz. Er ermöglicht uns schnelle Reaktionen und kurze Durchlaufzeiten. Wenn es darauf ankommt, sind wir für Sie da.

Natürlich verpflichtet die Zertifizierung nach IATF 16949. Aber erst die konsequente Umsetzung der internationalen Standards macht aus einem Familienunternehmen einen Partner der Automobilindustrie. Und sichert die Qualität. Nicht nur bei uns, sondern auch bei unserer Lieferantschaft.

Kleine Serien sind unsere Stärke. In der Luftfahrt, in der Medizin oder auch in der Messtechnik. Und bei Premiumfahrzeugen der Automobilindustrie. Wir kümmern uns um Sie. Von Anfang an.

Große Serien kommen von uns aus Tschechien. Zu günstigen Preisen. In der gewohnten Qualität. Mit Unterstützung von G.A.Röders wird aus Ihrem Projekt ein Erfolg. Denn wir arbeiten nicht nur für Sie, sondern mit Ihnen.

Maschinen kann man kaufen, Technologie jedoch nicht. Dafür braucht man qualifizierte Mitarbeiter. Deswegen wird bei G.A.Röders großer Wert auf eine gute Ausbildung gelegt. Bei uns sind Mitarbeiter keine Kosten, sondern eine Investition in die Zukunft. Und das seit 200 Jahren.

G.A.Röders History

Unsere Geschichte zum Nachlesen

Röders History - Wie alles anfing

Wahrheit ist das, woran man glaubt.

Wie alles anfing.

Schon der Anfang der Firma ist umstritten. Hinrich Röders datiert diesen vor 1800 und begründet ihn mit einem alten Zinnteller aus seinem Familienbesitz. Eckhart Röders datiert diesen um 1815 herum und begründet dieses mit dem Alter des Firmengründers Jasper Röders (1783- 1870). Soltau war damals eine Grenzstadt zwischen dem Königreich Westfalen und Frankreich. Die Grenze befand sich am Ufer der Böhme, dort wo heute die Volksbank ist und es war verboten, diese ohne Passierschein zu passieren. Auf der französischen Seite wurden die jungen Männer zwangsverpflichtet zu den Soldaten. Viele starben unter Frankreichs Fahne auf dem Feldzug in Russland. Jasper Röders entzog sich dieser Verpflichtung, indem er sich mindestens einige Tage hinter dem großen Brotbackofen der Eltern seiner Freundin und späteren Frau Anna Cathrine Tödter versteckte.
Aber die französische Besatzung hatte auch ihre guten Seiten. Unter Napoleon herrschte die Gewerbefreiheit. Alte Regeln der Zünfte waren aufgehoben. So konnte Jasper Röders das Zinngießergewerbe ohne Meisterbrief von seinem verstorbenen Patenonkel Gerber übernehmen, der keinen Nachfolger hatte. Auch in anderen Dingen befreite Napoleon Europa von einem verkrusteten Denken, das zu Stillstand und Not führte, so wurde zum Beispiel zum ersten Mal ein verbindliches Gesetzbuch eingeführt, an das sich jeder zu halten hatte. Nachdem die Franzosen aber vertrieben wurden, erlaubte man den Menschen in ihren Berufen zu bleiben und schraubte die Zeit nicht ganz zurück.
Jasper Röders begann daher mit dem Zinnhandwerk. Er arbeitete in einer kleinen Werkstatt, in der er auch mit seiner Frau lebte, die er am 07.02.1815 geheiratet hatte. Bald kamen drei Kinder zur Welt. Georg Andreas, nach dem die Firma benannt ist, am 27.01.1816, Anna Catherine Dorothea geboren am 27.10.1820 und Hans Friederich Christoph geboren am 13.08.1824, der bereits am 17.07.1847 in der Böhme ertrank.
Es gab damals in den Städten von der Größe Soltaus viele Zinngießer, denn das Geschirr war in der Regel aus Zinn. Glas wurde nur handgeblasen hergestellt und auch Porzellan war sehr teuer. So aß und trank man vom Holz oder eben vom Zinn. Jasper Röders verlieh auch für große Feste Zinngeschirr und handelte, wie zuvor seine Eltern mit Honig, Wachs und Stoffen. Man kann daher noch nicht wirklich von einer Firma sprechen, aber der Grundstein war gelegt.

Röders History - Die erste Werkstatt

Ein wirklicher Familienbetrieb.

 

Die erste „Werkstatt“ des Zinngießers Jasper Röders befand sich in der Marktstraße in etwa wohl dort, wo heute die Zufahrt zur Felto ist oder direkt daneben. Es gibt eine Beschreibung von Caroline Röders, wie diese erste Werkstatt, die ja noch keine Fabrik war, ausgesehen hat:

„Georg Andreas Röders (der Sohn von Jasper Röders) besaß damals ein sehr kleines Haus. Ich sah es nie, aber aus den Erzählungen meines Mannes kenne ich es so genau, dass ich mir lebhaft ein Bild davon machen kann, wie es war. Die vordere Seite des Hauses war nur eine Haustür und ein kleines Fenster, rechts eine Stube mit Zweifachfenstern. In der Mitte zwischen den Fenstern stand ein Klapptisch, an dem gegessen wurde. Neben diesem Zimmer die Schlafkammer, wo der Großvater (Jasper Röders) und die Großmutter (Anna Catherine geb. Tödter) schliefen und in die eine Tür von der Wohnstube hinein führte. Dann kam links die Küche. Durch diese ging es in die Werkstatt. Altes Zinn wurde in der Küche zusammengeschmolzen. Die Werkstatt war nur klein. Es wurden größtenteils zinnerne Teller, Schüsseln, Löffel, Kaffeekannen, Wärmeflaschen, Soldaten, auch Knöpfe gegossen. Letztere zog die Großmutter mit Georg und Doris (den Kindern von Georg Andreas Röders) und allen Kindern der Nachbarschaft großweise auf einen Bindfaden. Dabei erzählte Großmutter Märchen im Winter und im Ofen wurden Äpfel geschmort, die den Kindern dann köstlich schmeckten. Großmutter, aus Tiegen gebürtig, liebte Kinder sehr. Sie saß meist hinter dem Ofen und spann. Sie war eine sehr gottesfürchtige, fromme Frau. Des Sonntags spann sie nicht, dann las sie immer im Gebet- oder Predigtbuch. Das Spinnen war für ihren alten steifen Körper durch das Treten eine sehr gesunde Bewegung und hielt ihre Blutzirkulation in Gang. Wenn einmal zwei Festtage waren, klagte sie: „Ach wenn ich doch erst wieder spinnen könnte und es erst wieder Alltag wäre!“ Dann kam ein Weihnachten des Jahres 1864, da hatten wir einen Sonntag und zwei Weihnachtstage hintereinander, so dass sie 3 Tage nicht spinnen konnte. Den dritten Tag saß sie wieder im Lehnstuhl und schlief, und schlief sanft ein, um nicht wieder zu erwachen. Unter Ihrem Tod litt ihr Mann, der Großvater Jasper, sehr. Als er dann auch noch durch einen unglücklichen Sturz seinen Arm brach und dadurch auch die einzige Zerstreuung, die Arbeit, ihm auf längere Zeit genommen wurde, wurde er ganz schwermütig und starb bald. Er starb 5 Jahre nach dem Umzug in das neue Haus Unter den Linden.“

Die ersten Jahre war unsere Firma also ein wirklicher Familienbetrieb. Drei Generationen arbeiteten und lebten zusammen in engsten Verhältnissen. Die Waren wurden in Soltau und der Umgebung verkauft. Teilweise brachte Jasper diese mit dem Rucksack bis nach Hamburg. Er brach am Samstag sehr früh morgens auf und kehrte am Sonntag pünktlich zum Gottesdienst zurück.

Für eines sorgten jedoch Jasper und seine Frau, dass der Sohn Georg-Andreas eine gute Ausbildung als Zinngießer erhielt. Dafür musste er Soltau verlassen … aber dazu mehr in der nächsten Ausgabe.

 

Röders History - Krisen überstehen

Krisen aus alten Zeiten.

 

Als kleiner Junge sind Väter oft die Größten. So war es auch bei mir, nicht nur weil mein Vater mit einem Meter achtzig wirklich groß war sondern weil er einfach alle Probleme in meinem Leben lösen konnte und anscheinend selber nie welche hatte. Und so war ich mehr als erstaunt, als dieser riesige Mann eines Morgens langsam die Treppe herunterkam und dann vor mir bewusstlos zusammensackte. Er war noch keine 40 Jahre alt.

Natürlich machte sich die ganze Familie große Sorgen um die Gesundheit, denn auch mein Großvater hatte einen Herzinfarkt in jüngeren Jahren erlitten. Bei meinem Vater konnten die Ärzte nichts finden was ihn krank machte, denn die einzige Krankheit die mein Vater hatte, war die Sorge um die Firma.

Durch den zweiten Weltkrieg war die Firma in eine schwere Krise geraten und bis zum Eintritt der damaligen Junioren Mitte, der fünfziger Jahre, wurde fast kein Geld verdient. Man war froh wenn die Familien überhaupt ernährt werden konnten.
Das sogenannte Wirtschaftswunder, der Fleiß und die Erfindergabe der Besitzer und ihrer Mitarbeiter ließen die Firma in den Jahren zwischen 1955 und 1966 stetig wachsen und gaben Raum, um neue, dringend notwendige Maschinen kaufen zu können. Während man sich im Kunststoff langsam von den Haushaltsartikeln, wie Salzstreuern und Wäscheklammern, zu trennen begann, hatte man im Druckguss mit der Fertigung von Kameragehäusen ein gutes Produkt.

Die ganze Welt wollte damals Fotoapparate aus Deutschland kaufen. Leica, Rollei und Voigtländer waren so begehrt wie VW, Mercedes-Benz und BMW heute. Unser größter Kunde war die Firma Voigtländer aus Braunschweig, ein Hersteller von Fotoapparaten. Über 6000 Mitarbeiter entwickelten und bauten die weltweit besten Kameras für normale nicht professionelle Menschen. Vito 1 und Vito 2 waren Produkte mit hohem Absatz und die Gehäuse kamen ganz überwiegend aus Soltau.

Leider hatten die Entwickler unterschätzt was sich in Japan abspielte. Dort wurden Kameras mit automatischem Belichtungsmesser und automatischer Scharfstellung entwickelt. Dinge, die die Deutschen Hersteller überflüssig, ja nachteilig fanden, denn nun benötigten die Apparate Batterien. Die Käufer entschieden sich jedoch für diese japanischen Kameras und in wenigen Jahren verschwand fast die gesamte Kameraindustrie aus Deutschland. Statt Voigtländer und Rollei wollten nun alle Menschen Canon oder Nikon, die Marken aus Japan.

Röders machte 60% des Umsatzes im Druckguss mit Kameras der in wenigen Jahren praktisch auf Null zusammenbrach und die Firma an den Rand der Insolvenz trieb. Über Jahre mußte wieder eisern gespart werden und für manche sinnvolle Anschaffung fehlte das Geld. Aber die Firma überlebte.

Ähnliches passierte erneut um 1992. Schon vor der Wiedervereinigung wuchs die Wirtschaft kräftig, aber nach dem Fall der Mauer schienen alle Ketten gesprengt und in der Firma wusste man kaum, wohin mit den ganzen halbfertigen Teilen. Es wurden Gebäude in Wolterdingen gemietet und der Neubau geplant und durchgeführt. In anderen Ländern wie z.B. in Italien lief die Wirtschaft nicht so gut wie in Deutschland und so wurde die italienische Währung um 30% abgewertet. Damit waren Waren aus Italien, dem zweitgrößten Produzenten von Druckguss, plötzlich um 30% günstiger. In dieser Zeit verloren wir erneut unseren damals größten Kunden die Firma VDO und verkauften innerhalb eines Jahres 50% weniger Teile. Die Folgen waren brutal. Wir mussten uns von Mitarbeitern trennen und radikal sparen, erneut gab es die Sorge in der Familie vor der Zukunft der Firma.

Diese Krise endete erst mit unserer neuen Firma in Tschechien und der Einführung des Euro. Seitdem konnte die Firma mit kleinen und größeren Störungen wachsen. Die Finanzkrise in 2009 warf uns zurück und bis 2013 mussten die Verluste aus dieser kurzen Krise zurückbezahlt werden. Dann um 2018 begann der Wandel in der Automobilindustrie. Gleichzeitig, während wir in Soltau und Tschechien unsere neuen Hallen gebaut haben, stürzte die Automobilindustrie in eine tiefe Krise. Autos wurden nicht zugelassen, die Politik forderte den elektrischen Antrieb und junge Menschen standen auf der Straße, um gegen den Klimawandel zu protestieren. Nur langsam bewegte sich etwas in der Automobilindustrie.

Auch viel früher gab es Krisen zu überstehen. Die Firma war vor 200 Jahren ja wenig mehr als ein kleiner Handwerksbetrieb, der Zinnteller und Becher herstellte. Das Porzellan führte zu einem Einbruch im Bedarf nach Zinn. So wurde Röders zum Hersteller von Fasshähnen für Bier und Weinfässer. Diese wiederrum verloren ihre Bedeutung vollständig mit der Einführung der industriell gefertigten Flasche. Der Preisdruck, der dadurch entstand, führte zunächst dazu, das Druckgussverfahren einzuführen und später auch den Kunststoffspritzguss. Das alles half nicht den Fasshahn zu retten, aber er bereitete den Weg für neue Technik, insbesondere der oben beschriebenen Kamerafertigung.

Auch G.A.Röders hat in Zeiten der Krise immer vor schwierigen Entscheidungen gestanden und oft war es unternehmerisches Geschick und auch Glück, dass die Firma nach der Krise jeweils gestärkt und mit neuen Ideen weitermachen konnte. Nun hat uns die Coronakrise mitten im Wandel der Automobilindustrie getroffen und stellt uns erneut vor Herausforderungen.
Wir müssen weiterhin den Markt beobachten. Wie entwickelt sich das Auto, wann wird sich die Flugzeugindustrie erholen und was benötigt die Medizintechnik für Teile. Welche Kunden können wir ausbauen, von welchen erwarten wir keine Zukunft. Wir haben Glück, denn neben den verschiedenen Bereichen PKW, LKW, Luftfahrttechnik und Medizintechnik verfügen wir auch über verschiedene Verfahren wie Druckguss, Spritzguss und Werkzeugbau. Die Bereiche, die heute gut laufen, müssen jetzt die Bereiche unterstützen, die schlecht laufen. Und jeder für sich, muss sich ständig verbessern.

Und auch um die Mitarbeiter müssen wir uns kümmern. Wie finden wir die besten Auszubildenden? Wie erhalten und fördern wir die Bildung und Weiterbildung unserer Mitarbeiter? Wie beantworten wir neue Wünsche für die Arbeitswelt? Eine Firma ist ein komplexes Gebilde und es braucht viel Kraft, Mut und Freude an der Arbeit, um dieses Gebilde am Leben zu erhalten und zu entwickeln. Wir wissen, wie viele schwere Krisen die Firma überstanden hat. Das macht uns Mut auch diese sehr schwere Krise zu überstehen – diesen Mut werden wir brauchen!

 

Röders History - Über das Reisen

Eine Reise in die Vergangenheit.

 

Das Reisen ist in Coronazeiten schwierig. In „normalen Jahren“ sind Andreas Röders oder ich fast jede Woche ein oder zwei Tage unterwegs. Ich kenne gefühlt fast jeden Bahnhof in Deutschland und Andreas fliegt oft zu Kunden nach England oder Frankreich und ist daher mit den Flughäfen vertraut. Das alles ist seit 2020 schwierig. Grund genug über das Reisen in früherer Zeit nachzudenken.

Während der Gründung der Firma gab es in und nach Soltau weder eine gepflasterte Straße noch einen Bahnanschluss. Schon deshalb wurden die meisten Erzeugnisse der alten Zinngießerei (Teller, Becher, Knöpfe) in der näheren Umgebung verkauft. Georg Andreas Röders war ein großer Wanderer. Er nahm die in Soltau gefertigten Produkte mit einem Rucksack mit. Zu Fuß wanderte er bis Harburg, um dann mit dem Schiff nach Hamburg zu fahren. Dort verkaufte er die Ware und war am nächsten Abend wieder in Soltau zurück. Er verkaufte dabei nicht nur Zinn, sondern auch Heidehonig, Bauernbrot, Schinken und Mettwurst.

Gleich drei Jahre ging Georg Röders von 1865-1868 auf Wanderschaft, nachdem er seine Zinngießerlehre abgeschlossen hatte. Diese Wanderschaft, bei der er immer wieder bei verschiedenen Zinngießern arbeitete, brachte ihn bis nach Delitzsch bei Leipzig. Er war auch in Berlin und wollte in die Schweiz, dort wurde ihm die Einreise verboten. Zu Georgs Zeit wuchs die Firma rasant. Man stellte nicht mehr Zinngeschirr, sondern überwiegend Fasshähne her. Der Markt war nicht mehr lokal begrenzt, sondern international. Mittlerweile gab es in Soltau einen Eisenbahnanschluss (Eröffnung 1896). Georg Röders saß bei der Eröffnungsfeier mit am Bankett. Für den Vertrieb hatte die Firma Handelsvertretungen. Diese betreuten die Kunden in ihrem jeweiligen Gebiet und steuerten den Verkauf. Wurden im Jahr 1880 insgesamt knapp 8.000 Fasshähne gefertigt, so waren es um 1899 bereits 120.000 Stück.

Die Handelsvertreter besuchte Georg regelmäßig. Die Reisen waren beschwerlich und 1902 stürzte er auf einer Reise in dem dunklen Flur eines Exporteurs und brach sich den Hüftknochen. Es begannen schmerzvolle Jahre und letztendlich verstarb Georg 1910 an den Folgen des Sturzes. Um 1910 gab es in Deutschland etwa 10.000 Automobile und 16.000 Motorräder. Die meisten Menschen verbrachten ihre Reisen mit der Bahn oder mit der Kutsche. Um die Jahrhundertwende wurde auch das Fahrrad entwickelt. Eines der ersten Fahrräder in Soltau, ein Hochrad, besaßen die Besitzer von G.A.Röders und erregten damit einiges Aufsehen. Das Telefon wurde ebenfalls in dieser Zeit erfunden, aber natürlich dauerte es noch Jahre, bis es in der Firma verfügbar war. Die Kommunikation mit den Kunden wurde über Briefe geführt, die gerne einige Tage unterwegs waren.

Die nächste Generation, Albrecht und Hermann Röders war schon sehr viel reisefreundlicher. Eine Auslandserfahrung machten beide Brüder als Soldaten im ersten Weltkrieg. Später, in den goldenen zwanziger Jahren gibt es Berichte von Hermann Röders, wie er als Student in den Ferien nach Rom gefahren ist und sehr beeindruckt davon war.

In dieser Zeit war die B3 für den Individualverkehr vollständig ausgebaut. Im Rahmen der Errichtung des Truppenübungsplatzes wurde sie 1936 bei Wardböhmen verlegt und auf die heutige Trassenführung verändert. Es gab in Deutschland um 1940 noch keine 500.000 Autos und nur knapp 600.000 Motorräder. Sowohl Albrecht als auch Hermann Röders besaßen keinen Führerschein. Die Kundenreisen unternahmen Sie üblicherweise an jeweils zwei Wochen einmal im Frühjahr und einmal im Herbst. Dann fuhren sie mit der Bahn quer durch Deutschland und besuchten alle wichtigen Kunden. Bei diesen Gesprächen wurden sowohl technische Gespräche geführt als auch Aufträge, oft für ein ganzes Jahr, an uns vergeben. Das Telefon kam nun auch nach Soltau. Immerhin gab es 1936 ca. 2 Mio. Hausanschlüsse in ganz Deutschland.

In der Firma wurde irgendwann ein Auto angeschafft. Angeblich war es ein VW Käfer, der erst nachdem er 400.000 Km gefahren war, ersetzt wurde. Da die beiden Geschäftsführer keinen Führerschein besaßen, wurde auch ein Fahrer angestellt. Es gehört zu den schönen Kindheitserinnerungen von mir, wenn mein Vater von Herrn Schröder abgeholt wurde. Er war der Fahrer und kam immer mit einem grauen Anzug gekleidet und einer Mütze mit Sonnenschutzschirm. Am Freitag wurden die Firmenwagen getankt und geputzt. Wenn Herr Schröder Zeit hatte, durfte ich dort mein Fahrrad reparieren lassen. Später war es mir unangenehm, denn ich wusste als junger Mann überhaupt nicht, wie man ein Fahrrad repariert. Weiterhin lief die Kommunikation überwiegend über die Briefpost. Morgens um 8:30 Uhr trafen sich die Geschäftsführer zum gemeinsamen Lesen der Briefe, die an G.A.Röders geschrieben wurden.

Die nächste Generation, Jasper und Eckhart Röders kam um 1950 in die Firma. Kurz danach erhielt Soltau den ersten Anschluß an die ganz neue Autobahn. Es gab mittlerweile über 4 Millionen Autos in Deutschland und beide Geschäftsführer besaßen einen Führerschein und fuhren gerne mit dem eigenen Wagen. Nun wurde das Reisen viel schneller und auch der Flugzeugverkehr nahm rasant zu. Besuche in Frankfurt oder Stuttgart wurden oft mit dem Flugzeug unternommen. Die Autobahn war nicht vollständig ausgebaut und der Zug war viel zu langsam. Erst 1971 änderte sich dieses mit der Einführung der Intercity Züge. Diese besaßen nur Wagen der ersten Klasse und fuhren alle 2 Stunden ab Hannover. Mein Vater hatte zeitweise eine „Jahreskarte“ und konnte dann überall einsteigen. Mit dem Auto fuhr man fortan oft nur bis zum Parkhaus in Hannover. Reisen wurde zur Dauerbeschäftigung. Kunden verlangten auch einmal kurzfristig technische Absprachen vor Ort und die persönliche Begegnung schaffte neue Netzwerke und Erkenntnisse. Oft blieb man über Nacht, denn zu einem guten Geschäftstreffen gehörte auch oft ein privates Essen am Abend. Mit dem Fall der Mauer wurde der Reiseradius noch erheblich vergrößert.

Für Andreas und mich (Gerd Röders) gehörte das Reisen zur Gewohnheit. Wir beide verbrachten schon während der Schulzeit ein Jahr in den U.S.A. und während der Ausbildung verbrachten wir Zeit auch im Ausland. Bei der Arbeit reisten wir fast jede Woche, zu Kunden, Lieferanten oder auch Verbänden. Viele Mitarbeiter fuhren ebenfalls kreuz und quer durch Deutschland. Unser Werk in Tschechien wurde regelmäßig besucht. Andreas fliegt, einige Mitarbeiter bevorzugen das Auto (es gibt jetzt knapp 50 Mio. Fahrzeuge in Deutschland) und ich liebe es den Nachtzug nach Wien zu nehmen. Bei den meisten Besuchen kehren wir am Abend wieder zurück. Heute wird auf ein Essen nicht mehr so viel Wert gelegt und viele unserer Kunden trennen scharf zwischen Arbeit und Feierabend. Zu Mittag gibt es oft Brötchen und bei Besuchen bei einem großen Automobilhersteller in Niedersachsen muss man seine Verpflegung am besten selbst mitbringen. Seit 1996 besitzen wir einen Internetanschluß. Mein Vater wollte damals, dass nur ich eine Email-Adresse bekomme, damit ich die Kommunikation steuern kann. Heute ist das unvorstellbar. Die Postrunde haben Andreas und ich irgendwann aufgegeben, da mit der Hauspost keine relevanten Informationen in die Firma gelangen.

Nun in der Pandemie waren und sind fast alle Reisen stark eingeschränkt. Mittlerweile hat jedoch das Internet eine nie geglaubte Qualität erreicht, die es Millionen Menschen gleichzeitig erlaubt, über Video zu kommunizieren. Jetzt sitzen viele Mitarbeiter in der Firma stundenlang mit Kopfhörern am PC und tauschen sich mit Kunden und Lieferanten aus. Oft scheint dies auch viel effizienter zu sein, wie sich stundenlang in Zügen oder auf der Straße herumzutreiben, um anschließend ein kurzes Gespräch zu führen. Trotzdem glaube ich, dass wir nach der Pandemie wieder verstärkt reisen werden. Am Ende ist der persönliche Kontakt zu den Menschen wichtig, wir sind soziale Wesen. Man muss sich „riechen“ können, um einander zu vertrauen und im persönlichen Gespräch erfährt man oft einige wichtige Informationen, die vermutlich in der Computerkonferenz so nicht ausgetauscht werden. Trotzdem wird es in Zukunft vermutlich viel mehr Gespräche ohne Reise geben. Die neuen Formen der Kommunikation haben sich etabliert und bieten viele Vorteile. Am Ende ist es auch umweltfreundlicher weniger zu reisen. Vielleicht schließt sich so der Kreis, denn wandern ist noch immer eine Leidenschaft in der Familie, wobei wir weniger unsere Produkte im Rucksack tragen…

 

Röders History - Lehr- und Wanderjahre

Lehr- und Wanderjahre des Georg Andreas Röders.

Georg Andreas Röders wird am 27.01.1816 im alten Familienhaus in der Marktstraße in Soltau als erstes Kind des Jasper Röders, der dort eine Zinngießerei betreibt, geboren.

Zunächst besucht er die Rektorschule vor der Soltaubrücke an der Marktstraße (heute Springhorn Optik). Neben und nach der Schule arbeitet er im Betrieb seines Vaters und erlernt so die Grundzüge des Zinngießerhandwerks.

1832 geht Georg Andreas mit 16 Jahren auf Veranlassung des Vaters, der selbst kein
Meister ist und deshalb nicht ausbilden darf, bei dem Zinngießer Engel in Verden in die vierjährige Lehre und besucht dort die gerade gegründete Realschule.

Dort erhalten Lehrlinge im Alter über 15 Jahre wöchentlich sechs Stunden Unterricht: Sonntags von 11 bis 12 Uhr Kalligraphie und von 13 bis 16 Uhr geometrisches und Ornamentzeichnen, mittwochs von 18 bis 19 Uhr Kopfrechnen und samstags von 18 bis 19 Uhr ausstellen von Quittungen, Rechnungen und Geschäftskorres-pondenz. Schreibmaterialien müssen selbstverständlich selbst mitgebracht werden, wie auch der Vater für die Lehre beim Meister, inklusive Unterkunft und Verpflegung, bezahlen muss.

In der Lehre lernt Georg Andreas neben der Fertigung von Zinngeschirr auch die Herstellung von Zinnfiguren und deren Gussformen in Schiefer. Das allgemein gebräuchliche Zinngeschirr kam zu dieser Zeit aus der Mode. Es wurde von billiger Keramik aus England verdrängt. Hingegen gab es einen zunehmenden Markt für Spielzeug und Dekorationsobjekte aus Zinn.

Sicher zuzuordnende Gussformen von Georg Andreas gibt es leider nicht. Im Museum Verden ist der Nachlass der Firma Engels verwahrt und ausgestellt. Darunter diverse Formen, die Georg Andreas hergestellt haben kann, leider ohne seine eigne Signatur.

Nach Abschluss der vierjährigen Lehre beantragt der nun zwanzigjährige Georg Andreas 1836, wie üblich bei der Polizeibehörde in Verden, ein Wanderbuch. Die Wanderjahre als Geselle waren eine zwingende Voraussetzung zum Erwerb des Meistertitels. Über Soltau und Celle läuft er nach Braunschweig und arbeitet dort bei einem nicht bekannten Zinngießer.

Nach Rückkehr von seiner Wanderschaft 1837 dient Georg Andreas ein Jahr als Soldat bei den Goslarer Jägern und geht dann noch einmal für ein Jahr auf Wanderschaft. Anschließend verpflichtet er sich noch einmal und dient sechs weitere Jahre im 1. oder Leibregiment in Hannover. Nach Feierabend in der Kaserne graviert er Gußformen für hannoversche Soldaten nach eigenen Entwürfen. Er war ein begabter Zeichner. Sein vorgesetzter Offizier war davon so begeistert, dass er ihn vom Dienst freistellte, damit er bei dem bekannten Hannoverschen Hofzinngießer Dubois seine Arbeiten fortsetzen konnte. Dort entstand auch die Szenerie „Hoffest im Leineschloß“. Wahrscheinlich legte Georg Andreas in Hannover seine Meisterprüfung ab, Unterlagen dazu, wie auch der Meisterbrief, sind leider nicht mehr vorhanden.

 

Röders History - Beginn der Druckgussfertigung

Die ersten Versuche im Druckguss

Durch seine Freundschaft mit Otto Lilienthal (dem Erfinder des Fliegens) erfuhr Georg Röders um 1900 von der Erfindung einer neuen Gießmaschine mit der man Gussstücke noch wirtschaftlicher herstellen konnte. Diese war von der Firma Küstermann in Berlin entwickelt worden.

Georg und sein Sohn Albrecht hofften mit dieser Maschine, Fasshähne noch günstiger herstellen zu können. Das war notwendig, denn durch die rasche Verbreitung der Glasflasche gab es zu viele Anbieter von Fasshähnen war zu einem Preisverfall und hartem Wettbewerb führte. Am Ende blieb nur noch G.A.Röders übrig und dort wurde das Geld schon mit ganz anderen Produkten verdient. Doch bis es soweit war gingen noch fast zwanzig Jahre ins Land. Doch seinen Anfang nahm alles um 1894.

 

Zunächst bestellte Georg Röders bei der Firma Küstermann eine Form mit der Ankündigung bei Vorlage guter Muster anschließend die gesamte Maschine zu bestellen. Am 9 November 1894 erhielt er aus dieser Form die ersten Muster und dazu eine sehr detaillierte technische Zeichnung 10.3.1894. Deutlich zu erkennen ist bereits, dass es sich um eine Warmkammerverfahren handelte.

Aus der mündlichen Überlieferung des Albrecht Röders wissen wir dass diese Gusstücke nicht geschlossen waren und der Guss sich nicht für seine Bestimmung nutzen ließ. Zunächst wurde die Form bezahlt und eingelagert, eine Maschine wurde nicht bestellt. Erst 1908 nahm man offensichtlich erneut Kontakt zur Firma Küstermann auf.

Wir zitieren: „ …mit Gegenwärtigem nehme ich höflichst Bezug auf den kürzlichen Besuch meines Herrn Albrecht Röders und teile Ihnen mit, dass ich nicht abgeneigt bin einen Versuch mit Ihrer Zinnpumpe zu machen. Zu diesem Zwecke bitte ich vorerst um gepflegte Auskunft über folgende Fragen:

Zu welchem alleräußersten Preise würden Sie mir eine solche Pumpe inclusiv Tiegel, Tisch etc. was dazu gehört, franco Verpackung franco Soltau liefern?

In welcher Zeit würden Sie liefern können?

Wie viel Metall enthält der Tiegel, wenn er annähernd voll ist? Wieviel Gas verbraucht der Apparat pro Stunde annähernd, wenn er mit Zinnlegierung oder wenn er mit Blei gefüllt ist, um das Metall auf Temperaturhöhe zu halten, die es zum Giessen nötig hat?

Wie wird die Verbindung zwischen der Ausflussdüse und dem Einfluss in der Form hergestellt d.h. dicht gehalten, so dass beom drücken das Metall an dieser Stelle nicht heraus tritt?

Vor definitiver Erteilung des Auftrages müsste ich erst die Zeichnungen sehen, die Sie von Ihrer früheren Maschine gemacht haben, um mir noch über einzelne Fragen bezüglich der Anbringung der Form klar zu werden. In Erwartung ihrer gepflegten recht baldigen Nachrichten zeichne ich hochachtungsvoll

Albrecht Röders

In der Folge entwickelt sich ein intensiver Dialog bei dem die Firma Küstermann praktisch jede Garantie für das Funktionieren der Maschine ablehnt und auch keine Zeichnung oder nähere Beschreibung der Funktion liefern will. Die Zeichnung erhält Albrecht dann doch, weil er bereit ist dafür 20 Mark zu zahlen. Das sind immerhin 10% der Kaufsumme.

Allein es beruhigt Albrecht Röders nicht, denn er stellt immer weiter neue Fragen bis Küstermann schließlich entnervt aufgibt und Röders informiert gar keine Maschine nach Soltau verkaufen zu wollen.

Damit hatte Albrecht Röders wohl nicht gerechnet. Verzweifelt fragt er nun mit der erworbenen Zeichnung bei der Firma Typograph an ob diese bereit wären ihm eine solche Maschine zu bauen. Doch auch dort erhält er umgehend eine Absage.

Offensichtlich muss Albrecht klein beigeben, wenn er überhaupt eine Druckgussmaschine bekommen will und so bestellt er, wobei er alle Vorbehalte beiseitelässt, eine Maschine bei Küstermann ohne weitere technische Rückfragen. Doch nun entsteht neuer Streit denn Küstermann will nur gegen Vorkasse liefern was Albrecht entrüstet ablehnt.

Man einigt sich anschließend und Röders erhält am 29.3.1909 die erste Druckgussmaschine. Das Metall wurde mit einem Bunsenbrenner geschmolzen und mit einer Handpumpe in die Maschine aus dem Schmelzbehälter gepumpt. Klaus von Frieling und die damaligen Auszubildenden haben diese Maschine später nachgebaut, sie steht heute in der Kantine.

Allein die 232 Mark die dafür bezahlt wurden waren vergeudetes Geld, Albrecht hatte mit seinen Fragen Recht behalten. Aus heutiger Sicht kann man einige Grundfehler der Maschine erkennen. Der größte dieser Fehler ist, dass das Metall viel zu langsam in die Form einströmt und dabei bereits erstarrt. Erst der spätere Einsatz von Pressluft beim „Schuss“ führte zu den gewünschten Erfolgen. Auch die Entlüftung der Form war nicht gut gelöst und so wurden auf der Maschine über 60% Ausschussteile produziert.

Wir wissen nicht ob zwischen 1909 und 1914 dem Beginn des ersten Weltkriegs überhaupt weiter an dem Verfahren bei Röders gearbeitet wurde. Da die Fabrik zwischen 1914 und dem Kriegsende geschlossen war nahm man erst 1921 die Arbeit am Druckgussverfahren wieder auf, indem man einen Pressluftkompressor angefragt hat. Dieser sollte an die Dampfmaschine angeschlossen werden. Doch auch damit konnte die Maschine nicht funktionstüchtig gemacht werden. Wirklich begonnen wurde dann mit der Druckgussfertigung erst um 1923/24 als man zwei Druckgussmaschinen aus dem Schrott der Firma Croning in Hamburg erwarb und auf diesen erfolgreich Fasshähne herstellen konnte.

 

Für ein „Fenster als Einschub können Sie das hier nehmen aus dem Gießereilexikon online

Die Druckgießtechnik kam Mitte des 19. Jahrhunderts auf, in einer Epoche, die durch viele sich gegenseitig beeinflussende Erfindungen geprägt war und heute als Industriezeitalter bezeichnet wird. Eine herausragende Bedeutung für die Druckgießtechnik hatte das damals ebenfalls aufblühende Verlagswesen.

Wichtige Erfindungen boten die Grundlage, um schnell, flexibel, in großer Zahl und kostengünstig Zeitungen und Bücher drucken zu können. Zu nennen sind eine manuell zu bedienende Vorrichtung, in der eine Legierung aus Zinn und Blei zu Drucklettern gegossen werden konnte (1838), die Rotationsdruckmaschine (1846) und schließlich die von dem Deutschamerikaner Ottmar Mergenthaler (1854-1899) entwickelte Linotype-Setzmaschine (1886).

Eines der Hauptelemente dieser Maschine war eine integrierte Druckgießmaschine, die die aus Messing-Buchstabenmatrizen gesetzten zeilenförmigen Gießformen mit flüssigem Blei ausgoss. Nach dem Abguss wurden die Matrizen wieder in das Matrizenmagazin zurückgeführt und die gegossenen Bleizeilen ausgestoßen. Ein als „Metteur“ bezeichneter Bediener setzte dann die Bleizeilen zu Seiten zusammen, die als Druckplatten für den Bogendruck oder als Vorlagen für die runden Druckformen dienten, die für das Rotationsdruckverfahren benötigt wurden.

Die Geburtsstunde des modernen Druckgießens

In den ersten 30 Jahren wurde das Druckgießen praktisch nur im Druckereiwesen genutzt. Auch der gebürtige Nürnberger Herman H. Doehler (1872-1964), der seit 1892 in den USA lebte, arbeitete zunächst in dieser Branche. Das Linotype-Verfahren regte ihn an, über die Anwendungsmöglichkeiten des Druckgießens nachzudenken und die dabei gewonnenen Ideen umzusetzen.

Er gründete im Jahr 1908 die Doehler Die-Casting Company, die in den frühen 1940er Jahren als der weltweit größte Hersteller von Druckgussteilen galt und bis 1998 existierte. Auch die erste auf dem Markt erhältliche Druckgießmaschine, die alle wesentlichen Komponenten einer modernen Druckgießmaschine enthielt, wurde in den USA entwickelt, und zwar von Joseph Soss, einem Unternehmer, und Louis H. Morin, die das entsprechende Patent im Jahr 1925 erhielten.

Röders History - Austauschprogramm bei G.A.Röders

Austauschprogramm bei G.A.Röders

Zurzeit herrscht wieder ein Krieg in Europa. Es ist nicht der erste Krieg in Europa nach dem zweiten Weltkrieg aber doch der erste Krieg bei dem der sogenannte Westen mit Russland in einem offenen Konflikt steht. Tragischerweise wird er in der Ukraine ausgetragen, einem Land, dass bereits durch Stalin viele Menschen verloren hat und später beim Angriff von Hitlerdeutschland stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. Während Russland heute der Ukraine die Existenz abspricht, taten es damals die Deutschen ebenso. Unter Hitler wurde das Land geplündert und viele Menschen mussten zur Zwangsarbeit nach Deutschland kommen. Auch in Soltau wurden einige Ukrainer zum Arbeiten auf Bauernhöfen oder in Fabriken gezwungen. Sie lebten im sogenannten Ostarbeiterlager.

Nach der Wiedervereinigung forderten viele der Zwangsarbeiter aus den ehemaligen Ostblockstaaten eine Entschädigung für das Leid während des Krieges. Es kam zu schwierigen Verhandlungen zwischen Anwälten und der deutschen Regierung. Viele Zwangsarbeiter besaßen kein Dokument ihres Aufenthaltes in Deutschland und so konnte eine direkte Entschädigung nicht durchgeführt werden. Nach langen Verhandlungen wurde schließlich von allen deutschen Firmen um 1995 herum verlangt in einen Fond zur Wiedergutmachung einzuzahlen. Der Aufruf richtete sich überwiegend an die großen Firmen und von den eingezahlten Geldsummen erhielten die Rechtsanwälte die den Fond in den USA erstritten hatten einen beträchtlichen Anteil. Daneben wurden die Zwangsarbeiter bedacht und ein Zukunftsfond in den Osteuropäischen Ländern errichtet, der die Beziehung zwischen diesen und Deutschland nachhaltig verbessern sollte.

Grundsätzlich wollte auch G.A.Röders sich an diesem Fond beteiligen. Anstatt das Geld aber nach Amerika zu überweisen, ging Andreas Röders direkt zum Deutsch-Tschechischem Zukunftsfond und kündigte eine freiwillige Zahlung dort an. Der Fond lehnte dies zunächst ab. Er hatte bereits genügend Mittel aber zu wenige Projekte.

In dieser Zeit litt Uherske gerade unter den Folgen einer Jahrhundertflut . In der Folge war die Bücherei komplett überflutet gewesen. Da es sich bei dem Gebäude der Bücherei um die ehemalige Synagoge in Uherske handelte boten wir an die Renovierung zu finanzieren. Der Fonds wollte jedoch dass wir ein Projekt unterstützten an dem Menschen beteiligt waren.

Nach einigen Überlegungen besuchten Andreas und ich anschließend die Schule in Uherske und boten an ein Austauschprogramm zu unterstützen. Der Direktor, ein überaus lebendiger, tatkräftiger Mensch zeigte sich überrascht. Seit der Wende hatte er viele Schulen in Westeuropa angesprochen und um Austauschprogramme geworben aber noch niemals war jemand aus dem Westen auf Ihn zugegangen.

In Soltau unterstützte Herr Reithmeyer vom Gymnasium Soltau die Idee. In mühevoller Arbeit organisierte er zusammen mit zwei Lehrerinnen aus Uherske den ersten Austausch. Die Soltauer Schüler fuhren zunächst für drei Tage nach Prag. Dort wurden Sie mit der wechselvollen Geschichte konfrontiert und konnten die wunderschöne Stadt kennenlernen. Dann ging es für 4 Tage nach Uherske. Hier wohnten alle Schüler bei Gastfamilien. Tagsüber gab es Besuche in der Schule und in der Stadt. Zusammen fuhren die Schüler in die Höhlen bei Brünn. Höhepunkt war ein Sportevent.

Ich war selbst bei diesem ersten Austausch dabei und konnte sehen, wie schnell die Schüler aus den zwei Ländern ihre Barrieren überwanden. Es wurde viel gelacht, getobt und gefeiert. Herr Reithmeyer und die anderen Lehrer hielten den ganzen wilden Haufen mit großer Geduld zusammen. Einige Monate später kamen die tschechischen Austauschschüler nach Soltau. Zunächst besuchten Sie Berlin, dann ging es zu den Familien in Soltau. Ein Besuch im Heidepark, im Spielzeugmuseum, in der Therme und beim Döner Imbiss gehörten dazu. Ebenso gab es einen Tanzkurs und eine beeindruckende Abschlussfeier.

In den folgenden 15 Jahren besuchten zahlreiche Schüler aus Uherske, Soltau und Soltauer Schüler gingen nach Uherske. Es gibt nicht wenige Geschichten von Freundschaften und lustigen Erlebnissen die mir, meistens von den Eltern, zugetragen wurden. Die Firma unterstützte jeden dieser Aufenthalte finanziell und alle Klassen waren jeweils auch in den Firmen in Soltau und Uherske zu Besuch. Am Ende haben wir viel mehr Geld ausgegeben als ursprünglich geplant aber wir hatten dass Gefühl konkret etwas für das Zusammenwachsen in Europa zu tun. Besonders beeindruckt waren wir jedoch vom Einsatz der Lehrer, insbesondere Herrn Reithmeyer, aber später auch den nachfolgenden Lehrern.

Irgendwann jedoch passte der Austausch offensichtlich nicht mehr in das Programm der Schule. Er sollte nun ausschließlich in den Ferien stattfinden. Zusammen mit der Schulleitung entschlossen wir uns daher den Austausch zu beenden.

 

Röders History - Geschichte des Werkzeugbaus

Austauschprogramm bei G.A.Röders

Die ersten Werkzeuge baute der Firmengründer Jasper Röders selber. Die Zinngeräte wurden dabei in Schiefertafeln gegossen, die mit großer Geschicklichkeit bearbeitet wurden. Mit dem Beginn der Fasskränen Herstellung wurden viel mehr Gießformen benötigt und die Firma begann diese maschinell herzustellen. Verwendet wurden eine Drehbank, Hammer und Meißel. Die erste Aufzeichnung über einen Inventarbestand stammt aus 1908. Wir lesen hier von einer Eisendrehbank, 10 Drehfuttern, 114 Drehstählen, einem Fräsapparat der an die Drehbank gespannt wurde, 52 Gewindestrahlern, 9 Messzirkeln, einem Maßstab aus Eisen, sowie einer Handbohrmaschine und einer Richtplatte. Aus heutiger Sicht ist es erstaunlich, wie komplex die Fasshähne mit diesen einfachen Vorrichtungen gefertigt wurden. Den Werkzeugbau leitete der 1868 geborene Betriebsschlosser Theodor Wissmann. Er war vom 19.10.1905 bis zum 17.3.1938 in der Firma tätig.

Erst 1924 wurde ein Werkzeugmachermeister eingestellt. Herr Löschigk zog deswegen von Nürnberg nach Soltau. Unter seiner Führung wurden nun auch Hobelbänke und mehrere Drehbänke angeschafft, die über eine zentrale Welle der Dampfmaschine mit Transmissionsriemen angetrieben wurden. Mit dem Krieg und der damit verbundenen Kriegsfertigung wurde die erste FP1 von Deckel, eine Rundschleifmaschine und eine kleine Gravier/Kopiermaschine angeschafft.

Nach dem Krieg übernahm der Schlosser Herr Grüber den Werkzeugbau. Seit 1924 war er unter Herrn Löschigk auf diese Arbeit vorbereitet worden. Mit der Aufnahme der Kamerafertigung stellten sich ganz neue Anforderungen an den Werkzeugbau, der nun hochgenaue Formen bauen musste.  Die Konturen wurden mit Blechschablonen und Kopierfräsen hergestellt. Bei Fräsern und Drehbank wurden Konturstichel eingesetzt. Oft wurden zunächst Holzmodelle angefertigt, um Fehler besser zu erkennen. Das letzte Holzmodell stammte von 1997. Um 1953 wurde auf 4 FP1, diversen Schleifmaschinen und 12 Drehbänken gearbeitet. Mittlerweile besaß die Firma auch eine Tuschierpresse.

Die erste Funkenersosionsmaschine 1970 und die große Huron Fräsmaschine 1972 erweiterten die Möglichkeiten erheblich. Ebenfalls erwarb die Firma eine sehr genaue Profilschleifmaschine und eine Deckel Lehrenschleifmaschine. Die Werkzeugbauleitung wechselte von Herrn Grüber zu Herrn Dehning. Mit diesem Wechsel begannen die ersten Forschungsarbeiten mit der Universität in Aachen und eine Neuausrichtung der Ausbildung.

1978 wurde der erste Fernkopierer (FAX) bestellt. Nun konnten Kundenzeichnungen direkt zu uns geschickt werden. Der lange Postweg entfiel teilweise. Allerdings war die maximale Größe auf DIN A4 beschränkt. Zu dieser Zeit begannen in den USA die ersten Versuche ein CAD System (Konstruieren mit dem Computer) aufzubauen und ebenfalls wurden Maschinen entwickelt, die simultan in 5 Achsen bearbeiten konnten. Gleichzeitig wurden Vollhartmetallwerkzeuge und beschichtete Werkzeuge erfunden, die es erlaubten die Formen auch nach dem Härten zu bearbeiten. Dadurch konnte der ärgerliche Härteverzug vermieden werden. Dies war ein riesiger Fortschritt um Werkzeuge viel genauer herzustellen.

Für G.A.Röders ging es jedoch langsamer voran. Anfang der 80 Jahre wurden die Maschinen mit NC-Steuerungen ausgestattet. Der Werkzeugmacher musste nun die Maschinen nicht mehr mit Nonius und Skala ablesen, sondern konnte die genauen Werte auf einer Digitalanzeige sehen, während er die Maschine weiterhin mit der Hand bediente. Erst 1985 wurde die erste CNC (also vollautomatische) Drehbank beschafft und fast zeitgleich die CNC FP 4 als erste programmierbare Fräsmaschine. Günther Lindhorst betrieb diese Maschine und arbeitete sich sehr gut darauf ein.  1985 übernahmen dann Herr Elbers und Herr von Freiling den Werkzeugbau. Herr Elbers führte sämtliche Gespräche mit den Kunden, um deren Zeichnungen gussgerecht auszulegen. Dann übergab er die Zeichnungen an einen Werkzeugmacher, der diese in Gussmasse umrechnete und die Form komplett verantwortlich selbst herstellte. Herr Elbers hatte ein unglaubliches Geschick darin, Kunden von den Notwendigkeiten der Gusstoleranzen zu überzeugen und konnte so aus manch einer nicht herstellbaren Vorgabe durch die Kunden, eine robuste Gusszeichnung erschaffen. Herr von Frieling zeichnete sich besonders durch seine Arbeiten bei der Ausbildung aus. Viele Werkzeugmacher werden sich gerne an seine manchmal strenge, aber immer liebevolle Art der Ausbildung erinnern. Röders konnte sich damals ohne Scheu mit den großen Ausbildungszentren z.B. von VW oder Kloth Senking messen und war für seine gute Ausbildung bekannt. 1990 wurde die erste CNC Messmaschine gekauft, die von Herrn Schlodt betreut und gepflegt wurde.  In der Folge revolutionierten sich das Messen und die Rückschlüsse die wir für die Fertigung daraus ziehen konnten

1995 wurde schließlich die erste Hochgeschwindigkeitsfräsmaschine eingeführt. Unsere Schwesterfirma Röders Tec hatte sich schon länger mit der Technik beschäftigt und zunächst mit Mikron kooperiert. 1996 begannen wir dann mit der Einführung von CAD/CAM. Mit dem Programm Tebis konnten wir endlich 3 Achs Simultan fertigen. Der Fräser konnte sich nun frei in alle Richtungen bewegen, die älteren Werkzeugbauer hatten vor dieser Technik großen Respekt und überließen die Maschine den jungen Herren Nowak und Buhr und anderen die sich schnell in die neue Technik einarbeiteten.

Mit der Einführung der ersten E-Mail-Adresse 1996 konnten Daten auch online übertragen werden, was zunächst nur sehr zögerlich geschah. Bereits 1998 schafften wir das zweite CAD System Solid Works an. Nun konnte in sogenannten Volumen viel sicherer konstruiert werden. Tebis wurde jedoch weiterhin als genaues Tool im Werkzeugbau benutzt. In der Folge verschwanden nicht nur die Zeichenbretter aus dem Betrieb, sondern weitestgehend auch die gedruckten Zeichnungen die früher überall im Werkzeugbau hingen. Die Maschinen wurden nicht von der Hand der Werkzeugmacher geführt, sondern von komplexen Computerprogrammen. Um 2000 übernahm Herr Nowak die Leitung des Werkzeugbaus von Herrn Elbers und erarbeitete ein Konzept, um den Werkzeugbau komplett neu aufzustellen. Dabei sollten die Durchlaufzeit und die Kosten verbessert werden, da wir in der Regel immer um bis zu 50% höher lagen, als Wettbewerber in Deutschland.

Um 2005 wurde das Drahtschneiden eingeführt. Danach übernahm Herr von Fintel mit großem Einsatz die Aufgabe von Herrn von Frieling. Ziel war es die betriebswirtschaftlichen Belange im Werkzeugbau durch einen Kaufmann zu stärken. In der Folge wurden zunächst die 5 Achsmaschine von Deckel und die Hochgeschwindigkeitsfräsmaschine von Röders, sowie die Sodick Erodiermaschine beschafft. Mit dieser wurde auch der erste Roboter in der Firma besorgt. Der Werkzeugbau war nun führend in der Technik und das weit über Soltau hinaus. Eine 2-fach Form für Mercedes wurde inklusive Härten in 9 Tagen gebaut. Damals hatte die Firma noch eine eigene Härterei. Neue Werkzeuge mit Innenkühlung ermöglichten andere Schnittgeschwindigkeiten und Oberflächen. Herr Nowak hat diese neuen Technologien mit den überwiegend jungen Werkzeugmachern erfolgreich eingeführt. Nachdem er die Firma überraschend verlassen hatte, übernahm Herr Lohmann die Leitung.

2016 übernahm Herr Jarzina allein die Leitung des Werkzeugbaus. Mittlerweile wurden die Kundengespräche durch die ständig wachsende CAD Abteilung zunächst unter der Leitung von Herrn Quaester und aktuell Herrn Helmke geführt. Die Werkzeugbauleitung musste sich jedoch mit der Innovation und der Steuerung beschäftigen. 2018 ist der Werkzeugbau dann in die neue Halle nach Weiher umgezogen, in Soltau verblieb nur die Instandhaltung in der Gießerei. Der Traum, einen gut strukturierten Werkzeugbau mit ausreichend Platz zu schaffen, wurde endlich umgesetzt.

Von der einfachen Schieferform bis zu hochkomplexen Formen für Kunststoffprodukte und Druckgussprodukte ist man in Soltau einen weiten Weg gegangen. Immer wurden hier Menschen in der Kunst ausgebildet, so genau und robust wie möglich Werkzeuge zu erschaffen, die zum Teil über viele Jahrzehnte genutzt werden können. So ist es fast keine Überraschung, dass G.A.Röders einen Preis für die älteste, aktive Druckgussform die 1946 gebaut wurde, gewonnen hat und heute noch Teile produziert. Die Menschen, die diese Form einmal erbaut haben, sind längst verstorben, aber ihre Produkte werden weiterhin genutzt. Heute stehen wir vor komplexen Aufgaben. Umgossene Aluminiumstäbe, 3D gedruckte Formteile, und verwickelte Konturen können nur von gut ausgebildeten Werkzeugmechanikern hergestellt werden. Bildung und Weiterbildung sind wichtig und neue Fachkräfte auch. Der Beruf im Werkzeugbau ist heute technisch hochwertig, abwechslungsreich und innovativ.  Werben auch Sie bei jungen Menschen dafür, dass Sie sich bei uns bewerben!

Röders History - 150 Jahre Eisenbahn in Soltau

150 Jahre Eisenbahn in Soltau

Eröffnung der Ausstellung am 3. April 2023 im Museum Soltau

 

Bis Ende Juni wird im Museum die Ausstellung 150 Jahre Eisenbahn in Soltau ausgestellt. Besuchen Sie diese Ausstellung es lohnt sich. Heute als Geschichtsbeitrag die Eröffnungsrede von Dr. Brandes:

 Mit den Verkehrswegen durch die Lüneburger Heide ist das so eine Sache. Als der Astronom, Kartograf und Doktor der Medizin Erhard Etzlaub um 1500 eine Romwegkarte drucken ließ, führten zwar alle Wege in die Heilige Stadt, aber durch die Lüneburger Heide keiner. Verkehrsmäßig glich sie, wie es auch 1738 noch in Zedlers Universal-Lexikon zu lesen stand, „einem Mönchs-Kopf (…), der in der Mitte kahl, rings herum aber mit Haar bewachsen (war).“

 

Dass der „Hauptverkehr“ um die Lüneburger Heide herum floss, blieb auch in den ersten Jahrzehnten des Eisenbahnbaus so. 1866, als das Königreich Hannover von Preußen annektiert wurde, gab es von Hannover aus die Verbindungen nach Bremen/Bremerhaven und nach Hamburg, dazwischen erstreckte sich eisenbahnmäßig aber weiterhin eine Wüstenei. Schuld mag daran auch König Ernst Augusts zunächst reservierte Haltung gegenüber der Eisenbahn gewesen sein. Da der hohe Herrscher Qualm und Dampf der Lokomotiven nicht in seiner Landeshauptstadt dulden wollte, wurde zunächst das 20 Kilometer entfernte Lehrte an das braunschweigische und preußische Eisenbahnnetz angeschlossen.

 Dabei hatte Friedrich List schon zwei Jahre, bevor die erste Eisenbahn 1835 ihren Betrieb zwischen Nürnberg und Fürth aufnahm, den Aufbau eines „allgemeinen deutschen Eisenbahnsystems“ zusammen mit einer Überwindung der innerdeutschen Zollschranken gefordert. Doch in Hannover klagte man nur:

 

Wer hat denn nur den Dampf erdacht,

die Fuhrleut’ um ihr Brot gebracht,

sie sind wahrlich übel dran,

mit der verfluchten Eisenbahn!

 

Doch nicht nur Fuhrleute bangten um ihren Broterwerb, auch der Soltauer Stadtsyndikus Eduard Weinlig widersprach ausgestattet mit der Vollmacht des Magistrats, der Stadtdeputierten und Bürgerrepräsentanten über den Landrat beim Landessyndikus den Visionen Lists und legte vorsorglich Protest gegen den etwaigen Bau einer Eisenbahn durch die Zentralheide ein. Eindringlich mahnte er: „In keinem Falle wird aber die Anlage einer Eisenbahn und noch größere Erleichterung der Einfuhr ausländischer Produktion und Fabrikate das sicherste Mittel sein, die inländische Produktion und Fabrikation, die schon jetzt im Lande mit der ausländischen kaum Preis halten kann, zu höherer Blüte, stärkerem Absatze und größerer Kraft emporhelfen, wie es die Lobredner der Eisenbahnanlage dem Lande vorspiegeln wollen.“

 Andernorts sah man in der Eisenbahn kein Teufelsding, denn schon bei der Einweihung der Ludwigsbahn Nürnberg-Fürth hatte sich gezeigt, dass die Warnungen der Mediziner, bei dem Tempo (wir sprechen von knapp 30 Stundenkilometern) könnten sich die Passagiere durch den Fahrtwind eine Lungenentzündung holen oder angesichts der vorbeirauschenden Landschaften gar wahnsinnig werden, unbegründet waren. Auch zeigte sich bald, dass Investitionen in den Eisenbahnbau eine ordentliche Dividende versprachen und dem neuen Verkehrsmittel gegenüber aufgeschlossene Unternehmer ihre Umsätze erheblich steigern konnten.

 Auch in Soltau dürfte man bemerkt haben, dass Celle, Uelzen, Lüneburg und Harburg durch die im Jahr 1847 in Betrieb genommene Eisenbahnlinie keineswegs dem Untergang geweiht waren. Ganz im Gegenteil: Immer mehr wurde deutlich, dass ein Eisenbahnanschluss einen wichtigen Standortvorteil darstellte, auf den letztlich auch Carl Breiding & Sohn und die Röderschen Firmen nicht verzichten konnten. Wer prosperieren wollte, konnte seine Waren nicht weiterhin auf Pferdefuhrwerken über zumeist recht holprige Straßen ausliefern, sondern der musste auf das wesentliche effizientere und schnellere Dampfross setzen.

 Aber nicht aus eigener Kraft verschafften sich die Soltauer den Anschluss an das immer dichter werdende Eisenbahnnetz. Dass die Eisenbahn nach Soltau kam, war vor allem dem Bremer Senat und der Bremer Kaufmannschaft zu verdanken. Sie hatten schon 1853 die Diskussion über die Streckenführung einer Eisenbahnlinie Richtung Berlin angestoßen – entweder durch das Wendland oder über Uelzen und Salzwedel. Nach der Annexion des Königreichs Hannover durch Preußen und der Gründung des Norddeutschen Bundes 1866 war ihr Interesse an einer solchen Bahnverbindung noch gestiegen, um so die Konkurrenzsituation der Häfen an der Weser zu verbessern. 1867 fiel dann die Entscheidung für die mit 97 Kilometern kürzere Strecke über Langwedel – Soltau – Uelzen.

 

 

Als sich abzeichnete, dass die Linie von Bremen nach Berlin über Soltau verlaufen würde, prophezeite die Böhme-Zeitung am 25. August 1871: „Soltau […] eine Stadt mehr denn 2. Ranges, […] wird nun auf einmal als ein neu entdeckter Fixstern unter den Sternen bemerkbar und anerkannt werden.“ Nachdem am 15. April 1873 erstmals ein Güterzug verkehrt war, nahm mit dem Halt des ersten Personenzuges am 15. Mai 1873 im Bahnhof Soltau offiziell der neue Fixstern seine Position am Eisenbahnfirmament ein.

 Wir machen uns heute kaum noch einen Begriff davon, in welch einschneidender Weise damit Veränderungen in das Alltagsleben, die Wirtschaftsvorgänge, aber auch die Stadtentwicklung Einzug hielten. Seit dem 15. Mai 1873 brauchten sich die Soltauer für Reisen nicht mehr der „ordinären Postkutsche“ anzuvertrauen, die sich, wie geklagt wurde, mit unbeschreiblicher Langsamkeit vorwärts bewegte, in der die eng beieinander sitzenden Passagiere in den teilweise ungefederten Kutschen bei jedem Schlagloch durcheinandergerüttelt wurden und den oftmals als grob und impertinent beschriebenen Postillionen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert waren. Selbst die teureren Eilposten, bei denen der Aufenthalt auf den einzelnen Stationen so kurz wie möglich gehalten wurde, „rasten“ nur mit einer Geschwindigkeit von 8 bis 9 Kilometer in der Stunde durch die Lande. Die „Ordinari Post“ benötigte von Nienburg nach Hannover 8 Stunden. Mit der Eisenbahn reduzierte sich die Fahrtdauer dann auf nur noch 1 Stunde und 50 Minuten.

 Zudem war das Reisen mit der Postkutsche teuer. Um von Nienburg nach Hannover zu gelangen, mussten 1 Taler und 18 Gutegroschen entrichtet werden, was fast dem Wochenlohn eines Handwerkers entsprach. Bei der Reise mit der Eisenbahn reduzierte sich der Fahrpreis um mehr als zwei Drittel auf 12 Gutegroschen. Das war kein Pappenstiel, gleichwohl konnten sich jetzt immer mehr Leute eine Eisenbahnfahrt leisten – und sei es auch nur in der mit einfachen Lattenbänken zum Sitzen ausgestatteten vierten Klasse für Reisende mit Traglasten.

 

Auch wenn der Komfort (oder dessen Mangel) die einzelnen Wagenklassen durchaus als Abbild einer noch ständisch gegliederten Gesellschaft erscheinen lässt, führte die Eisenbahn zu einer Demokratisierung des Reisens – alle saßen im selben Zug. Für König Ernst August stellte dies eine der weiteren schlimmen Folgen dar, die er von einem Eisenbahnbau befürchtete: „Ich will keine Eisenbahn in meinem Land, ich will nicht, dass jeder Schuster und Schneider so rasch reisen kann wie ich“.

 Ab 1873 konnten von Soltau aus Schuster und Schneider gleich schnell wie die Honoratioren reisen, auch die Handelsprodukte der Soltauer Firmen wurden nun mit vorher unerreichbarer Geschwindigkeit versandt und für die Bauern wurde eine Möglichkeit geschaffen, ihre Produkte so zügig per Bahn in die großen Städte zu transportieren, dass sie dort frisch auf den Märkten angeboten werden konnten. Gerade für die Bauern war es wichtig, dass mancher Zug „an jeder Milchkanne“ hielt. Rundum also eine Win-Win-Situation.

 

Doch hüten wir uns davor, ein zu idyllisches Bild zu zeichnen. Denn trotz des Booms der Gründerjahre und den neuen Möglichkeiten, die das Eisenbahnwesen schuf, herrschte weiterhin große Not. Oftmals blieb als Ausweg nur die Auswanderung, für die Agenten der Bremer und Hamburger Schifffahrtslinien in den Elendsregionen warben. Auch wenn ihnen der Ruf des Menschenhandels anhaftete, waren sie bei der Planung und Organisation der Reise unverzichtbar: Sie legten Abfahrtstermine und Fahrtrouten fest und sorgten für Versorgung und Unterbringung der Ausreisenden in den Hafenstädten.

 Viele der Auswanderer aus den östlichen Teilen des Deutschen Reiches, aus Russland und anderen ost-europäischen Staaten nutzten die durch Soltau führende „Amerikalinie“ zur Fahrt nach Bremerhaven, wo sie von der Lloyd-Halle aus auf die Auswandererschiffe kamen. Allein die Agentur von Friedrich Missler vermittelte dem Norddeutschen Lloyd von 1885 bis 1935 1,6 Millionen Auswanderer. Missler konnte es sich also leisten, 15 Kilometer von Soltau entfernt auf dem ehemaligen Gut Achterberg 1895 ein Erholungsheim zur Stärkung von Bremer Kindern und Erwachsenen gegen Tuberkulose einzurichten.

 

Unzweifelhaft war es für Soltau ein großer Tag, als am 15. Mai 1873 der erste Personenzug am neuen Bahnhof hielt. Damit wurde eine neue Epoche in der gesamten Stadtentwicklung eingeleitet. Mit der Einweihung der Amerikalinie Berlin-Bremen war der Startschuss gegeben für die Entwicklung Soltaus zu einem Eisenbahnknotenpunkt in den nächsten fünf Jahrzehnten. Denn Soltau erhielt im Laufe der Zeit weitere Eisenbahnanbindungen.

 1896 konnte die eingleisige Strecke Walsrode-Soltau, die das direkte Erreichen von Hannover ermöglichte, eingeweiht werden. Von der großen Freude, die dadurch in dem bis dato eisenbahnlosen Fallingbostel ausgelöst wurde, zeugt ein Gedicht des dort ansässigen Bürstenmachers Pröhl:

 Fünf Jahre später wurde 1901 die Heidebahn zwischen Soltau und Buchholz in Betrieb genommen. Sie erschloss die Heide für die Hamburger als Wanderziel mit verbilligten Rückfahrkarten an den Sonntagen oder für Kurzurlaube. Manche begüterte Hamburgerin verbrachte auch für längere Zeit die  Sommerfrische in der Heide. Übers Wochenende reiste dann bequem der Gatte an, der sich vom Kontor in der Hansestadt so lange nicht freimachen konnte.

 

Seit 1910 verband die Kleinbahn Soltau über Bergen mit Celle, ab 1913 konnten die Soltauer die 57 Kilometer bis Lüneburg mit der „Gebirgsbahn“ zurücklegen – sie erhielt ihren Namen nach den vielen Höhenunterschieden in der Landschaft – und 1920 ging die Stichbahnstrecke vom Kleinbahnhof Soltau nach Neuenkirchen in Betrieb. Von Soltau aus erstreckten sich in sieben Richtungen mehr oder weniger bedeutsame Eisenbahnlinien.

 Die Eisenbahn wurde aber nicht nur für Geschäfts-, Besuchs- und Erholungsreisen und den Gütertransport genutzt, die Zeitgeschichte spiegelt sich auch in düsteren Ereignissen wider: Per Bahn wurden im Ersten Weltkrieg in großer Zahl Kriegsgefangene nach Soltau transportiert und im Zweiten Weltkrieg von den Nationalsozialisten rassisch, politisch oder religiös Verfolgte in Güterwagen oder offenen Viehwaggons in Konzentrations- oder Vernichtungslager gebracht. Es gehört zu den schrecklichsten Ereignissen, wenn bei Bombardierungen KZ-Häftlinge aus den Eisenbahnwagen fliehen konnten und dann von SA, SS und Polizei, aber auch von Zivilisten gejagt und „zur Strecke gebracht“ wurden.

 Nach 1945 wurde das Schicksal der „Amerikalinie“ von der immer strikter werdenden Teilung Deutschlands geprägt. Die Zonengrenze, wie es aus bundesrepublikanischer Sicht hieß, beziehungsweise die Staatsgrenze West, wie die DDR den Todesstreifen euphemistisch nannte, zerschnitten die „Amerikalinie“. Sichtbares Zeichen war der Rückbau von zwei Gleisen auf nur noch eines.

 Ein anderes Resultat des Zweiten Weltkriegs waren die britischen Militärzüge. Ende der 1950er Jahre verkehrte „The Blue Train“ von Hamburg oder Hannover über Soltau nach Hoek van Holland, um den in der Bundesrepublik stationierten britischen Soldaten und ihren Familien Anschluss an die Kanalfähre zu verschaffen.

 

Aber nicht nur die Bedeutung der „Amerikalinie“ sank nach 1945, in der gesamten Bundesrepublik wurde auch die Bedeutung der vielen Kleinbahnlinien immer geringer. Streckenstilllegungen und Verlagerung auf die Straße waren die Folge – auch für den Bahnknoten Soltau. Heute sind nur noch das „Heidekreuz“ und die OHE-Güterstrecke nach Celle übriggeblieben. Auf den anderen Strecken ruht der Verkehr oder wird nur noch für Sonderfahrten aufgenommen. Heute ist uns bewusst, wie verhängnisvoll es war, in vielen Regionen der Schiene keine Chance gegenüber der Straße zu lassen. Es wurde in ICE-Hochgeschwindigkeitsstrecken investiert, den Bahnen im ländlichen Raum aber das Überleben schwer gemacht.

 150 Jahre Eisenbahn in Soltau haben Leben und Wirtschaft der Stadt geprägt und das Stadtbild verändert. Vor anderthalb Jahrhunderten verlief die Eisenbahnstrecke am Ortsrand. Der Bahnhof lag außerhalb des Kernsiedlungsgebietes. Im Laufe der Jahre aber richteten sich Verkehrsflüsse immer stärker auf die Eisenbahn aus und „hinter der Bahn“ entstanden neue Wohngebiete und Gewerbeflächen. In den Anfangsjahren der Eisenbahn war dies für Soltau keine Belastung.

 

Angesichts des Bevölkerungswachstums – die Einwohnerzahl Soltaus verzehnfachte sich während 150 Jahren Eisenbahn – und der erheblich gestiegenen Verkehrsströme der Pkws und Lkws wurde es aber im Laufe der Zeit zu einem immer größeren Problem: Die Eisenbahn durchschneidet heute die Stadt. Wenn wie beim Heidekreuz Züge aus allen vier Himmelsrichtungen zusammenlaufen und ein bequemes Ein- und Umsteigen ermöglicht werden soll, dann führt dies genauso zu erheblichen langen Schließungszeiten der Schranken wie die Durchfahrt von langen Containerzügen oder Rangierfahrten – was zwangsläufig zu erheblichen Rückstaus auf den Straßen führt und vom Autofahrer eine Engelsgeduld verlangt.

 Bei allen Überlegungen für den aus ökologischen Gründen sinnvollen und wünschenswerten Ausbau des „Heidekreuzes“ wird es unerlässlich sein, die innerstädtische Konkurrenzsituation von Schiene und Straße zu entspannen. Denn für uns darf es nicht mehr heißen:

Läuft Dein Leben stets nach Plan,

Fährst Du selten Deutsche Bahn,

sondern für uns kann nur gelten: „Die Zukunft der Mobilität liegt auf dem Gleis.“ Dafür muss aber noch viel getan werden.

 

                        Wolfgang Brandes

 

Röders History - Circulin

Circulin

Wir drehen uns im Kreis

Bereits um 1840 gab es erste Versuche, Drucktypen für die Herstellung von Zeitungen im Druckgussverfahren zu gießen. Und auch die Anfänge der Kunststoffe liegen sehr viel länger zurück als man vielleicht meinen mag. Bereits 1530 beschreibt der Benediktinermönche Wolfgang Seidel ein Verfahren zur Herstellung von „Kunsthorn“ auf Basis von Milcheiweiß (Kasein). Obwohl es in den folgenden Jahrhunderten immer wieder neue Ansätze gegeben hatte in der Entwicklung von Kunststoffen, spielten sie bis weit in das 19. Jahrhundert hinein keine Rolle. Das änderte sich erst mit der Entdeckung der Vulkanisation von Naturkautschuk durch Charles Goodyear im Jahr 1841. Zum ersten Mal war es damit gelungen, einen Kunststoff (und Kautschuk ist ein Kunststoff!) mit verwertbaren technischen Eigenschaften zu entwickeln. Die Firma Goodyear gibt es im Übrigen heute noch.

Im Jahr 1869 wurde die erste Produktion von thermoplastischem Kunststoff begonnen, die Albany Ball Corp. In den USA stellte in größerem Maßstab den Kunststoff „Celluloid“ her. Eines der ersten Produkte aus Kunststoff waren Billardkugeln, man wollte damit das teure Elfenbein ersetzen, aus dem die Kugeln damals waren. Bereits drei Jahre später wurde von den Brüdern Hyatt eine „Stopfmaschine“ zur Verarbeitung von Kunststoffen entwickelt, dem Vorläufer der heutigen Spritzgießmaschinen.

Auch der Flugpionier Otto Lilienthal, der Erfinder des Segelflugs, gehört mit zu den Pionieren der Kunststoffentwicklung. Auf der Basis von Kasein entwickelte er 1877 einen Kunststein und brachte den „Anker-Steinbaukasten“ auf den Markt. Georg Röders war eng mit Otto Lilienthal befreundet, und so bekamen unsere Großväter einen ebensolchen Steinbaukasten geschenkt. Dieser Steinbaukasten ist noch heute im Besitz der Firma und ist noch (fast) komplett.

In den Folgejahren gelang es, immer neue Kunststoffe zu erzeugen. 1900 wurde Silikon entdeckt, 1907 wurde die Produktion von Bakelit begonnen, 1912 wird PVC zum ersten Mal hergestellt, 1930 wird Polyamid entdeckt und in Deutschland wird im selben Jahr mit der Produktion von Polystyrol begonnen. Heute ist dieser Kunststoff vor allem in geschäumter Form unter dem Markennamen „Styropor“ bekannt.

Bei G.A. Röders wurde im Jahr 1936 mit der Verarbeitung von Kunststoff begonnen. Hitler hatte, in Vorbereitung seines Angriffskrieges, Zinn zur „Reichssparlegierung“ erklärt. Damit war Zinn kriegswichtig und es durfte nicht mehr für Haushaltsartikel verwendet werden, die damals bei G.A. Röders aus Zinn gegossen wurden. Also musste für die Haushaltswaren ein anderer Werkstoff her, und man entschied sich für Polystyrol, das damals unter dem Handelsnamen „Trolitol“ vertrieben wurde. Im Gegensatz zur Gießerei war es in der Kunststoffabteilung sauberer und nicht so heiß, und daher entstand bei G.A. Röders in der Zeit der Spruch „Ich fühl mich wohl bei Trolitol!“.

Die Kunststoffartikel wurden unter dem Namen „Circulin“ mit eigenem Firmenlogo vertrieben. Albrecht Röders hatte diesen Markennamen und das Logo von einer Firma gekauft, die Knoblauchpillen verkauft hatte. Das Programm bei den Haushaltswaren bestand zunächst nur aus kleinen Marmeladendöschen, Salzstreuern, Eierlöffeln etc. In einem unserer ersten Prospekte wurde die Hausfrau darauf hingewiesen, dass sie doch bitte kein Wasser in den Kunststoffdosen auf dem Herd erhitzen möge, da diese trotz hochwertigster Verarbeitung den Temperaturen nicht standhalten könne! Kunststoff war damals eben noch nicht perfekt….

Nach dem Zweiten Weltkrieg herrschte in Deutschland große Not. Flüchtlinge aus den Ostgebieten mussten untergebracht werden und viele Menschen in der Bundesrepublik hatten im Krieg alles verloren. Die deutschen Städte waren durch Bomben stark zerstört. Gleichzeitig herrschte ab den fünfziger vor allem ab den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts eine enorme Aufbruchstimmung in Deutschland. Das Leben wurde bunter und vielfältiger. Das Wirtschaftswunder ließ einen Mittelstand entstehen. Die Menschen konnten sich kleine und große Dinge leisten. Und wie die Beatles und der Minirock ist Kunststoff ein unverwechselbares Zeichen dieser Zeit. Denn Plastik war billig herzustellen und vor allem bunt! Und bunt war hip!

 

Von dieser Welle profitierte auch G.A. Röders. Damals wurde ein breites Programm an Hausratartikeln hergestellt. Salzstreuer, Salatbesteck, Kämme, Eierbecher und vor allem Wäscheklammern aus Soltau konnte man nun fast überall in Deutschland kaufen. Ein weiteres wichtiges Produkt waren die Schnapsausgießer, und ein großer Kunde war damals die Firma Jägermeister in Braunschweig. Mein Cousin Andreas erzählt, dass er sich noch gut daran erinnern kann, wie sein Vater Jasper mit den ersten Mustern eines neuen Schnapsausgießers nach Hause kam und dann mit einer Flasche Jägermeister in der Küche verschwand. Er musste schließlich testen, ob der Schnapsausgießer nachtropfte. Und in seiner Erinnerung hatte sein Vater dann aber den Schnaps nicht in den Ausguss gekippt…

Einige Produkte waren allerdings etwas problematisch, das Design war nicht ausgereift. So die Rasensprenger mit dem Namen „Sprengfix“, die manchmal mehr Pfützen machten, als dass sie den Rasen sprengten. Bei den Rechen versprödete der Kunststoff unter Sonneneinstrahlung, so dass sie brachen – gut für die Firma – schlecht für die Kunden. Auch die Handtuchhalter hatten ihre Tücken. Als Kind erinnere ich mich, wie schmerzhaft es war, wenn der Finger im Halter stecken blieb. Auch der selbstentwickelte Drucksalzstreuer hatte seine Probleme: er verteilte das Salz großzügig auf dem ganzen Teller, nur nicht auf das Frühstücksei!

Jahrelang wurden diese Artikel bei Röders trotzdem erfolgreich hergestellt und über Handelsvertreter vertrieben. Dabei konnte Röders auf die guten Erfahrungen aus der Zeit der Fasshähne zurückgreifen. Doch nach und nach kamen die „einfachen“ Artikel aus Asien oder Osteuropa. Deutschland entwickelte sich zum Hochlohnland und musste anspruchsvollere Produkte herstellen. Zum Glück hatte Jasper Röders aber 1959 Kontakte zur Firma Wabco geknüpft und die ersten aktiven Kunststoffteile in einer Nutzfahrzeugbremse entwickelt. Die Teile waren aus einem Werkstoff, der damals ganz neu entwickelt wurde, dem Delrin der Firma DuPont. Er erzählte, wie er in die USA gereist war um dann 10 kg Mustermaterial mitzubringen. Dieser Werkstoff ist heute als technischer Kunststoff weit verbreitet, aber damals war er in Europa noch vollkommen unbekannt.

Der Anteil der technischen Teile am Umsatz der Kunststoffabteilung wurde mit den Jahren immer größer. Irgendwann um die Jahrtausendwende wurde dann die Produktion von Wäscheklammern als letztes Haushaltsprodukt ganz eingestellt. Eines Tages stand Andreas Röders bei mir im Büro und fragte, ob ich persönlich noch ein paar Klammern bestellen wolle. Als mir letzte Woche beim Wäscheaufhängen wieder eine der Klammern kaputt ging, beschloss ich, den Artikel zu schreiben.

Der Name Circulin hat seine Bedeutung verloren, heute wird er für das Plattenlabel „Circulin“ verwendet. Immerhin eine kleine Reminiszenz an einen einst großen Namen. Wer weiß, welche Band auf diesem Label ihre Schallplatten und CDs vertreibt?

 

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